Handel seit dem Kaiserreich: Hugo Haase hat 115. Geburtstag!
seit 1910 sind wir in Witzenhausen für Sie da! 115 Jahre Schönes für Ihr Zuhause und Alles für Tisch und Haushalt. Natürlich war das nur möglich durch Sie – Unsere Kunden! Vielen Dank!
Vielen Dank an die HNA und Herrn Kaiser für den Bericht über unseren Geburtstag:
Beitrag von LEON KAISER in der HNA Witzenhausen am 27.09.2025:
Ulrike Haase steht hinter dem Tresen ihres Geschäfts in Witzenhausen. Kunden mit Paketen unter den Armen gehen ein und aus. Rechts hinter dem Tresen, vorbei an einem Regal voller Taschen, geht es in ein Fotostudio für Passbilder. In der Nähe der Schaufenster liegen Bilderrahmen, links davon eine Vitrine mit Schmuck. Im großen Verkaufsraum nebenan gibt es Dekoartikel, Pfannen und Feinkost-Öle. „Die Vielfalt unseres Angebots hält uns am Markt“, sagt Ulrike Haase. Und das mittlerweile schon seit 115 Jahren.
Ulrike Haase führt das Geschäft an der Walburger Straße seit 1993. Übernommen hat sie es von ihrem Vater Karl-Heinz Haase. Sie war damals erst 21 Jahre alt, hatte zuvor ihre Lehre in dem Familienbetrieb gemacht und arbeitete seit sechs Jahren dort. „Die Tragweite war mit damals nicht bewusst“, sagt sie lachend. „Ich war jung und naiv.“ Ihr Vater hatte ihr das Geschäft in einer schwierigen Situation übergeben. Die Finanzen waren schlecht, es ging also erstmal darum, schwarze Zahlen zu schreiben. „Das hat nur geklappt, weil wir beide so gut funktioniert haben“, sagt Ulrike Haase. „Wir beide“, damit meint sie sich und ihre Schwester Annegret, die bereits seit 2020 im Ruhestand ist. Die gelernte Goldschmiedin begann bereits 1979 damit, in dem heutigen Fotostudio Schmuck herzustellen und zu verkaufen. Mit ihrer Arbeit half sie vielen Ehemännern aus der Bredouille. „Die sind oft zu mir gekommen und haben mich gefragt, was sie ihren Frauen zum Geburtstag schenken sollen“, sagt sie und lacht. „Und die Frauen sind vorher zu mir gekommen, um mir zu sagen, welche Geschenke sie gerne von ihren Männern hätten.“
Während Annegret Haase in Erinnerungen schwelgt, wühlt sich eine ältere Frau durch einen Stapel Bilderrahmen in der Nähe des Schaufensters. Einen aus Holz hätte sie gerne, sagt sie. „Hast du dich in deiner neuen Wohnung schon eingerichtet?“, fragt Ulrike Haase. „Nein, noch nicht“, antwortet die Frau. Aber das neue Kissen, dass sie in ihrem Geschäft gekauft hat, das gefalle ihr sehr gut. Dieser persönliche Umgang mit den Kunden sei einer der Gründe, warum es ihr Geschäft trotz des Internet-Handels auch nach 115 Jahren noch gibt, sagt Ulrike Haase.
Als ihr Großvater Hugo Haase das Geschäft eröffnete, war an Amazon und Co. noch lange nicht zu denken. Es war das Jahr 1910. In Deutschland herrschte noch der Kaiser, der Erste Weltkrieg rückte immer näher und Hugo Haase ließ eine Annonce in der Zeitung veröffentlichen. „Mit dem heutigen Tage habe ich in hiesiger Stadt eine Handlung kunstgewerblicher Gegenstände eröffnet“, stand darin. Sein Angebot: Majolika-Wandtäflungen, Majolika-Einsätze für Möbel und Meißner-Gebrauchsgeschirre. „Besichtigung ohne Kaufzwang jederzeit gerne gestattet.“ Die Leitung des Unternehmens musste er bereits nach wenigen Jahren seiner Frau übergeben, weil er zur Armee eingezogen wurde. 1919 kehrte er zurück, führte das Geschäft durch den Zweiten Weltkrieg und setzte sich erst mit 86 Jahren zur Ruhe. Von da an leiteten Ulrike Haases Onkel Hans und ihr Vater Karl-Heinz den Betrieb, zu Lebzeiten konnte der Großvater die Geschicke seines Geschäfts aber nie ganz abgeben. „Seine Söhne mussten ihm noch jeden Abend die Kassen bringen“, berichtet Ulrike Haase.
Seit sie das Geschäft führt, hat sich vieles verändert. „Wir haben uns andauernd an den aktuellen Geschmack angepasst“, sagt sie. Was in den 1990er Jahren mal in Mode war, etwa Silberbesteck oder hochwertige Service, könne man heute nicht mehr verkaufen. Auch die Ansprüche der Kunden seien heute anders, sagt Annegret Haase. „Früher haben die Menschen viel mehr auf Qualität geachtet.“ Heute sei das vielen nicht mehr so wichtig. Und die Jüngeren? Die kämen immer seltener ins Geschäft. Auch wegen dieser Entwicklung hat Ulrike Haase Zweifel, ob sie den 125. „Geburtstag“ ihres Betriebs noch feiern wird. „Wenn ich noch zehn Jahre arbeiten kann, mache ich das auch noch, aber ich weiß nicht, wer das Geschäft danach übernimmt.“ Sie hat zwar einen Sohn, der noch zur Schule geht, er möchte aber nicht übernehmen. Ulrike Haase steckt deshalb aber nicht den Kopf in den Sand. 2016 hat sie ihr Geschäft um ein Café erweitert. Im Sommer kann man jetzt zwischen hochgewachsenen Grünpflanzen Cappuccino schlürfen und die Sonne genießen. Im davorliegenden Wintergarten stehen ebenfalls Tische. Um sie herum hängen mit Preisschildern beklebte Dekoartikel. In ein klassisches Ladengeschäft gehe man heutzutage wegen des Erlebnisses, nicht wegen der Produkte, sagt Ulrike Haase. „Außerdem zieht das Café Touristen an.“ Nachdem sie das erzählt hat, bleibt nur noch wenig Zeit für ein Foto. Dann ruft schon jemand im Laden „Ulrike“. Sie entschuldigt sich, sagt, sie müsse mal kurz nach vorne. Am Tresen im vorderen Bereich des Ladens bleibt sie stehen. Ein Kunde wartet dort auf sie. Er braucht eine persönliche Beratung.
Anzeigensonderveröffentlichung Stadt-Land-plus zur HNA vom 27.09.2025:
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